Sicherheit wird von uns allen geschaffen

Lieke van Hoven – Spezialist für Sicherheitsverhalten bei Heijmans

Für Sicherheit sind wir alle gemeinsam zuständig. Aber wie erreichen wir, dass alle auf derselben Wellenlänge liegen?

Bei Heijmans liegt der Schwerpunkt auf zwei Aspekten – erstens bauen wir auf unsere Kenntnisse und das Erkennen von Risiken, zweitens richten wir uns auf Einstellung und Verhalten von Menschen, unter anderem durch Anwendung der Methodik der Safety Culture Ladder. Wir investieren nicht nur in unsere eigenen Arbeitskräfte, sondern auch in unsere Auftraggeber und Auftragnehmer.

Kenntnisse und Risikoerkennung

Indem wir in einem möglichst frühen Stadium das Gespräch mit unseren Auftraggebern und -nehmern suchen, können wir die Sicherheitsrisiken eines Auftrags identifizieren und mit der Risikoermittlung und -bewertung anfangen. Im Laufe der Vorbereitungen wird diese Risikoermittlung und -bewertung dann immer detaillierter.

Auch während der eventuellen Entwurfsphase und Arbeitsvorbereitungsphase denken wir gemeinsam darüber nach, welche möglichen Risiken es gibt und welche praktischen Maßnahmen wir treffen können, um die Arbeiten so sicher wie möglich zu gestalten. So schaffen wir eine stabile Ausgangslage für die Durchführung der Arbeiten, brauchen wir weniger zu improvisieren und entstehen weniger Ausfallkosten. Die Risikoermittlung und -bewertung wird als Input für den Wochen-/Tagesstart und die Last-Minute-Risikoanalyse verwendet. Der Risikoprozess zieht sich also wie ein roter Faden durch unsere Tätigkeiten.

Sicherheitskultur

Selbstverständlich ist das Erkennen einer Gefahrensituation sehr wichtig, aber wie dann damit umgegangen wird, ist, was den Unterschied machen kann. Muss versucht werden, das Problem sofort zu lösen, oder muss es gemeldet werden, um daraus lernen zu können? Vielleicht müssen wir ja zurück ans Reißbrett, um einen Arbeitsplan anzupassen und die Sicherheitsrisiken noch einmal neu zu erwägen. Das kostet zwar Zeit, kann aber Unfällen vorbeugen.

Die Verantwortung für die Sicherheit bleibt immer in der Linie. Führungskräfte besuchen regelmäßig Arbeitsplätze, um dort mit operativen Mitarbeitern über das Thema Sicherheit zu sprechen und darüber, wie sie zu einer sichereren Arbeitsumgebung beitragen können. Man hört sich gegenseitig zu und alle sind offen für Verbesserungen. Das ist nicht von selbst so gekommen, sondern es wurde stark in Führungskompetenzen und die Schaffung einer offenen Kultur, in der alle gleich sind, investiert. Diese Investition zahlt sich jetzt aus: Mitarbeiter fühlen sich sicherer und trauen sich, Missstände zu melden.

Safety Culture Ladder

Die SCL besteht aus fünf Sicherheitsstufen. Je höher man auf der Leiter steht, desto tiefer Sicherheit in der Unternehmenskultur verankert ist.

Ab Stufe 4 spielen Auftraggeber und -nehmer eine größere Rolle bei der sicheren Zusammenarbeit und wie viele andere Unternehmen arbeiten wir bei Heijmans viel mit Auftragnehmern zusammen. Das stellt uns regelmäßig vor Herausforderungen, weil nun mal jeder eine andere Vorstellung von Sicherheit hat. Die SCL hilft uns zu erkennen, was wir tun können, um diese Partner sich unserer Kultur anschließen zu lassen. Klare Absprachen bewirken, dass alle am selben Strang ziehen, und wenn einer unserer Auftragnehmer einen Unterauftragnehmer hinzuzieht oder bis zum letzten Moment nicht bekannt ist, welche Arbeitnehmer des Auftragsnehmers die Arbeit tatsächlich durchführen werden, sorgen wir dafür, dass jeder vor Beginn seiner Arbeit weiß, was wir genau erwarten.

Heijmans Infra befindet sich bereits auf Stufe 4 der SCL und bei Heijmans Bouw & Techniek wird danach gestrebt, dieses Jahr in derselben Stufe zertifiziert zu werden. Das bedeutet, dass wir eine Art Glasdecke durchbrechen müssen. Wir verfügen über alle Mittel zum Erreichen von Stufe 4 und über die Kompetenzen, um diese Mittel richtig einzusetzen.

Bei Heijmans Bouw & Techniek wurde letztes Jahr das Webtool Safety Culture Ladder des NEN verwendet. Dabei wurden Online-Fragebögen (SAQ Compact) zur Selbstbewertung ausgefüllt. Hinterher wurde klar, dass die Aussagen multi-interpretabel sind, wodurch aus den Antworten die falschen Schlüsse gezogen wurden.

Dennoch ist die SCL eine sehr gute Methode, um festzustellen, wie man als Unternehmen dasteht. Sie verschafft Einsicht in die verschiedenen Ebenen des Sicherheitsgefühls und darin, was eine gute Führung beinhaltet. Zusammenarbeit und Risikomanagement ziehen sich wie ein roter Faden durch die Norm, wobei in Version 2.0 eine Trennung zwischen Rahmenbedingungen und Einstellung und Verhalten angebracht wird. Damit wird dazwischen unterschieden, ob etwas vorhanden ist und ob auch danach gehandelt wird. Eine ausgezeichnete Entwicklung!

Sachstand zur Überarbeitung der SCL

Ron van der Aa und Kaat van der Haar

Einleitung

In unserem Newsletter von Oktober 2022 haben wir Sie über die Entwicklungen in Bezug auf die Überarbeitung der SCL zur SCL 2.0 informiert. Dieser neue Newsletter enthält Nachrichten über die Entwicklungen seit Oktober 2022 und einen Vorausblick auf die kommenden Monate.

Validierung der SCL 2.0

Im Newsletter von Oktober 2022 haben wir Ihnen über den von uns eingerichteten Validierungsprozess erzählt. Ziel der Validierung war herauszufinden, ob die neue Version der SCL (SCL 2.0) deutlich ist und ob Unternehmen und Auditoren in der Praxis gut damit arbeiten können.

Um sicherzustellen, dass die Auditoren der Zertifizierungsstellen die Validierungen ordnungsgemäß vornehmen konnten, hat das NEN Workshops für die Betroffenen organisiert. In diesen Workshops wurden der Inhalt der Themen, die neue Beurteilungssystematik, die Vorgehensweise für die durchzuführenden Validierungen und die Art der Berichterstattung behandelt.

Die Validierungen wurden von einer großen Anzahl an Zertifizierungsstellen in sowohl den Niederlanden als in Deutschland durchgeführt.

Mittels eines Online-Fragebogens haben die Auditoren der teilnehmenden Zertifizierungsstellen uns ihr Feedback zu der neuen Methodik gegeben. Außerdem haben wir auch Feedback von einigen Zertifikatsinhabern, die an der Validierung beteiligt waren, erhalten, sowohl über einen Online-Fragebogen als auch per E-Mail.

Positive Rückmeldungen – allgemeiner Eindruck

Es hat viele positive Rückmeldungen zur SCL 2.0 gegeben.

Einige Beispiele für die betreffenden Kommentare: „besser lesbar“, „die Unterscheidung zwischen Organisation und Verhalten ist gut“, „so reden wir darüber, wie wir das Ziel erreichen können, statt darüber, wie wir möglichst viele Punkte erzielen“, „es wirkt deutlicher“ und „die Niveaus werden gut beschrieben und passen zur Philosophie“.

3.b. Bedenken – allgemeiner Eindruck

Es wurden auch Bedenken geäußert, insbesondere über die neue Beurteilungsweise.

Einige Beispiele für die betreffenden Kommentare: „die Trennung zwischen den Stufen ist manchmal sehr schwach“, „ich befürchte Diskussionen mit Kunden über die Beurteilungsergebnisse“ und „wie wird bewirkt, dass alle Auditoren in derselben Weise beurteilen, wenn es keine Punkte mehr gibt?“.

Außerdem ging aus einigen Kommentaren hervor, dass manches noch undeutlich ist. Zum Beispiel, dass es um den Gesamteindruck des Auditors geht (der also nicht 100 % korrekt zu sein braucht).

Öffentliche Kommentarrunde

Im Herbst 2022 gab es sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland eine öffentliche Kommentarrunde. Um die Leute darüber zu informieren, haben wir unser SCL-Netzwerk genutzt, unter anderem den Ausschuss der Experten (AdE), die Treffen der Zertifizierungsstellen, die Wissensplattform und die Arbeitsgruppe Deutschland.

Allgemein lässt sich schließen, dass die Äußerungen in der öffentlichen Kommentarrunde weitgehend mit den Äußerungen bei den Validierungen übereinstimmen.

In der Sachverständigengruppe SCL 2.0, die aus Arno de Graaff, Frank Thoonen, Gerd-Jan Frijters, Hans Aarns, Robert Taen und Taco Buissant des Amorie besteht, wurden alle bei den Validierungen und der öffentlichen Kommentarrunde eingebrachten Rückmeldungen besprochen. In Kürze werden alle, die reagiert haben, darüber informiert, wie ihre Rückmeldungen aufgenommen wurden.

Die Ergebnisse der Validierung und der öffentlichen Kommentarrunde wurden Anfang Februar 2023 vom AdE SCL diskutiert. Anschließend hat der AdE sich mit Folgendem einverstanden erklärt:

  • Den von der Sachverständigengruppe SCL 2.0 vorgeschlagenen Änderungen an den Beschreibungen der

Haupt- und Unterthemen

  • Einer sogenannten Low-Profile-Einführung der SCL 2.0 im Herbst 2023 (unter der Bedingung, dass die Qualität, Durchführbarkeit und Finanzierbarkeit bestimmter Aspekte, die für eine erfolgreiche Einführung und Umsetzung von Belang sind, in den kommenden Monaten sichergestellt werden)
  • Dem 1. Januar 2024 als Stichtag für das Inkrafttreten der SCL 2.0, wobei ein Übergangszeitraum von drei Jahren vorgesehen ist

Während dieses Übergangszeitraums gelten die folgenden Regeln:

  1. Vor Inkrafttreten der SCL 2.0 ausgestellte Zertifikate

Hierfür gilt eine Übergangszeit von drei Jahren ab Inkrafttreten der SCL 2.0. Während dieser Zeit bleiben die Zertifikate nach der alten Version (SCL 1.0) gültig, sofern der letzte Audittag eines Audits nach SCL 1.0 vor Inkrafttreten der SCL 2.0 (01.01.2024) liegt. Zertifikatsinhaber können dann bis spätestens drei Jahre nach Inkrafttreten der SCL 2.0 (bis 31.12.2026) nach der älteren Version der Norm (SCL 1.0) zertifiziert sein.

  • Nach Inkrafttreten der SCL 2.0 ausgestellte Zertifikate

Ab 12 Monaten nach Inkrafttreten der SCL 2.0 (zum 01.01.2025) dürfen die Zertifizierungsstellen keine Erst- oder Rezertifizierungsaudits nach der alten Version (SCL 1.0) mehr durchführen. Die in dieser Zeit ausgestellten Zertifikate nach SCL 1.0 bleiben ebenfalls drei Jahre gültig, also bis spätestens 31. Dezember 2027.

Ab 1. Januar 2028 sind nur noch Zertifikate nach SCL 2.0 gültig.

  • Umstieg während der Übergangszeit
    Wenn ein Zertifikatsinhaber während der Übergangszeit auf die SCL 2.0 umsteigt wird ein Erstaudit nach SCL 2.0 durchgeführt.

Auditoren und die SCL 2.0

Bei der neuen Beurteilungsweise werden keine Punkte/Bewertungen mehr vergeben. Die Absicht ist, dass die Auditoren sich einen Gesamteindruck vom Niveau des Sicherheitsbewusstseins eines Unternehmens verschaffen. Anhaltspunkte dazu bieten die in der SCL 2.0 enthaltenen Beschreibungen. Durch Abschaffen der Punkte verschwindet der berechnende Aspekt aus der Beurteilungssystematik. Dieser passt nämlich nicht zum Charakter der SCL.

Viele Auditoren arbeiten schon nach der „neuen Weise“. Sie gehen bereits von einem Gesamteindruck aus und lassen ihr Urteil nicht (nur) von Punkten abhängen. Für andere Auditoren ist diese Arbeitsweise jedoch neu.

In den kommenden Monaten kümmern wir uns zusammen mit den Zertifizierungsstellen darum, dass die Auditoren nachgeschult werden. Bei dieser Nachschulung wird insbesondere auf die Harmonisierung der Beurteilung eingegangen. Wie geht man als Auditor mit Dilemmas um? Wie erstellt man gute Berichte, die dem Unternehmen deutlich machen, was alles gut läuft und was sich noch verbessern ließe? Viel Aufmerksamkeit wird bei der Nachschulung und Ausbildung auch den Softskills und Interviewtechniken geschenkt.

Das NEN hat zu diesem Zweck einen Ausbildungsplan entwickelt, bei dem zwischen der Nachschulung von derzeit berechtigten SCL-Auditoren und der Ausbildung von neuen Auditoren unterschieden wird.

Im Moment wird dieser Ausbildungsplan in Zusammenarbeit mit einigen Mitgliedern des AdE weiter ausgestaltet. Unser Ziel ist, im vierten Quartal 2023 die ersten Nachschulungen und Ausbildungen stattfinden zu lassen.

Entwicklungen für die kommenden Monate

Bis die SCL 2.0 veröffentlicht wird, müssen unter anderem die folgenden Punkte angepasst und/oder entwickelt sein: 

  • Die Website www.safetycultureladder.com, wobei während der Übergangszeit auch die heutigen Informationen verfügbar bleiben müssen
  • Ein neuer SAQ (als Nachfolger von SAQ Compact und SAQ Extended)
  • Angepasste Informationen auf www.webtoolscl.nl
  • Ein Ausbildungsplan mit ausgereiften Nachschulungen/Ausbildungen für sowohl neue als erfahrene Auditoren und Beobachter
  • Informationen für Verbraucher (was die SCL 2.0 für sie bedeutet)
    • Ein Überblick über die verfügbaren Produkte zur Zertifizierung
    • Ein angepasstes Register mit allen Zertifikatsinhabern

Daneben wird im Moment auch an einer Erläuterung zur SCL 2.0 gearbeitet.

Darin sollen sowohl die SCL und die Norm erklärt werden als auch, wie die Safety Culture Ladder zu verwenden ist. In die Erläuterung werden auch Informationen darüber aufgenommen, warum eine neue Version der Safety Culture Ladder notwendig ist, wie die neue Version aufgebaut ist und wie sie interpretiert werden kann. Außerdem beantwortet sie die Frage, inwieweit es notwendig ist, dass Unternehmen sich mit der SCL als Hilfsmittel kontinuierlich verbessern. Zu verschiedenen Themen werden Beispiele aus der Praxis gegeben.

In einer folgenden Ausgabe des SCL-Newsletters werden wir Sie über die Entwicklungen in den verschiedenen Punkten auf dem Laufenden halten.

Ankündigung:

Am 11. Oktober 2023 soll das Thema „Arbeitsschutz zum Anfassen“ lauten. Hier soll geschaut werden, was man für Mittel im Arbeits- und Gesundheitsschutz hat, um eine gute Sicherheitskultur erlebbar zu machen. Denn was sich immer wieder zeigt: wenn man Veränderung bewirken will, dann muss man an Dinge erleben. Das Treffen wird voraussichtlich bei einer Organisation in Dortmund stattfinden, bei welcher Arbeitsschutz hautnah zu erleben ist. Ein Fachbeitrag eines Experten auf diesem Gebiet wird diese Veranstaltung abrunden.

Es sieht also nach einem Aussichtsreichem Jahr 2023 aus – Seien Sie dabei!

Das SCL-Team der NEN freut sich auf Sie!

Forum des Fachwissens

Ort und Datum:  31.05.2023, 13.00-17.00 Uhr, Dialoghaus Hamburg, Alter Wandrahm 4, D-20457 Hamburg

1   Hintergrund, Einladung und Registrierung

Im Herbst 2023 wird die SCL 2.0 veröffentlich werden. Ziel der Revision war es u.a. den Standard aktueller zu gestalten, besser verständlich zu machen, weniger Fachsprache zu nutzen, sowie den Fokus noch mehr auf Haltung und Verhalten zu rücken.

Im Februar 2023 wurde nun entschlossen, dass die SCL 2.0 im Herbst 2023 veröffentlicht werden soll.

Wesentlich für die oben genannten Ziele wird insbesondere die deutsche Übersetzung der SCL 2.0 sein, welche für den 31.05.2023 in den Mittelpunkt gerückt werden wird. Die deutsche Übersetzung wird gemeinsam mit den Teilnehmenden näher betrachtet werden. Dies wird anhand eines moderierten Workshops in einer Örtlichkeit in Hamburg geschehen. Das Ziel: Die deutsche Übersetzung soll an den Anwendern orientiert sein. Schwer zu verstehende Begriffe bzw. Wörter, die im deutschen Arbeits- und Gesundheitsschutz nicht verwendet werden (wie es bei der SCL 1.0 noch der Fall war), soll es somit in Zukunft nicht mehr geben. Auch sollen mögliche Anmerkungen oder Zusatzerklärungen gesammelt werden. Schluss endlich soll die SCL 2.0 mithilfe der Teilnehmenden / Anwender der bisherigen SCL weiter reifen, besser zu verstehen und anwendbar sein. Ergänzt wird dieses Treffen durch einen Impulsvortrag zu Beginn durch einen Experten auf dem Bereich der Sicherheitskultur.

Aufgrund der begrenzten Plätze ist eine Anmeldung erforderlich. Registrieren Sie sich kostenlos über den folgenden Link: https://forum-des-fachwissens.nen-evenementen.nl/ 

2   Programm

12:30                                Einlass mit kleinem FingerFood

13:00                                Begrüßung und Eröffnung

13:15                                Impulsvortrag

13:45                                Hintergrund / Entwicklung SCL 2.0

14:15                                Einleitung und Beginn World-Café zu SCL 2.0

14:30                               World Café-Gruppenphase

5 Gruppen mit jeweils den Unternehmensaspekten der SCL 2.0

16:15                                Ergebnisdarstellung der Gruppen

16:45                                Schlussworte

17:00                                Ende

3   Ausblick

Neue Funktionen im Webtool SCL

Zum SCL-Webtool wurde ein neues System für Benutzerrollen und -berechtigungen hinzugefügt. Dadurch ist es ab jetzt einfach, Dritten Zugriff auf Ihr Online-Dossier zu gewähren oder sie zu Co-Administratoren zu machen. Weitere Informationen über das Webtool finden Sie auf https://www.webtoolscl.nl/de/

Gründe für die Verbesserung

Wenn jemand bereits bei einem anderen Unternehmen im Webtool registriert war, konnte er nicht auch noch zu anderen Unternehmen hinzugefügt werden. Das war vor allem für Auditoren, Berater und Respondenten unpraktisch.

Was merken Sie von der neuen Funktion?

Ab jetzt können Sie Leser durch Eingabe einer E-Mail-Adresse hinzufügen. Sie brauchen keine Auswahl aus einer Liste von Unternehmen und Auditoren oder Beratern mehr zu treffen.

Benutzer, die mit mehreren Unternehmen verbunden sind, können jetzt über den Profilnamen rechts oben zum gewünschten Unternehmen umschalten. Respondenten haben diese Möglichkeit nicht und müssen den Fragebogen immer noch von der empfangenen Einladung aus starten.

Einladung: Tragen Sie zur Veröffentlichung von SCL 2.0 in Deutschland bei

Im Herbst 2023 wird die SCL 2.0 veröffentlicht. Ziel der Revision ist es u.a. den Standard aktueller zu gestalten, besser verständlich zu machen, weniger Fachsprache zu nutzen, sowie den Fokus noch mehr auf Haltung und Verhalten zu rücken.

Wesentlich für die oben genannten Ziele wird insbesondere die deutsche Übersetzung der SCL 2.0 sein, welche für den 31.05.2023 in den Mittelpunkt gerückt werden wird. Die deutsche Übersetzung wird gemeinsam mit den Teilnehmenden näher betrachtet werden. Dies wird anhand eines moderierten Workshops in Hamburg geschehen.

Das Ziel: Die deutsche Übersetzung soll an den Anwendern orientiert sein. Schwer zu verstehende Begriffe bzw. Wörter, die im deutschen Arbeits- und Gesundheitsschutz nicht verwendet werden (wie es bei der SCL 1.0 noch der Fall war), soll es somit in Zukunft nicht mehr geben. Auch sollen mögliche Anmerkungen oder Zusatzerklärungen gesammelt werden. Schluss endlich soll die SCL 2.0 mithilfe der Teilnehmenden / Anwender der bisherigen SCL weiter reifen, besser zu verstehen und anwendbar sein. Ergänzt wird dieses Treffen durch einen Impulsvortrag zu Beginn durch einen Experten auf dem Bereich der Sicherheitskultur.

Melden Sie sich über den unten stehenden Link an.

https://forum-des-fachwissens.nen-evenementen.nl/

„Eine Kultur verändert man nicht mal schnell bei einem Bier“

Die Durchführung von Audits für die Safety Culture Ladder (SCL) ist eine eigene Disziplin. Anders als bei Systemnormen liegt der Nachdruck bei einem SCL-Audit viel mehr auf Softskills. „Persönlicher Kontakt ist der Schlüssel. So lässt sich viel mehr ans Licht bringen und verschafft man sich ein gutes Bild von einer Organisation“, erläutert Auditor Hans Aarns.

Aarns arbeitet als Auditor für Aboma Certification und führt unter anderem Audits für die Safety Culture Ladder (SCL) durch. „Die Norm ist gar nicht mal so alt, hat sich inzwischen jedoch schon zu einem recht großen Schema entwickelt. Sie ist auch eine andere Art von Norm als etwa die VCA oder ISO 45001.“ Die Weise, in der Auditoren die Normkonformität prüfen, ist zum Beispiel wesentlich anders. „Normen sind oft Managementsystemnormen. Die SCL ist anders, weil sie eine Verhaltensnorm ist, die das Sicherheitsbewusstsein beurteilt und indirekt auch zu verbessern versucht. Sie richtet sich in erster Linie auf Menschen, menschliches Verhalten und die Kultur in der Organisation. Das zugehörige System muss zwar von der Abteilung SGA eingerichtet und unterstützt werden, ist dadurch aber noch kein Managementsystem. Bei Systemnormen wird das Sicherheitsbewusstsein ebenfalls angesprochen, jedoch ohne Frage viel weniger tiefgreifend. Die SCL-Norm umfasst insgesamt 233 Fragen (Normanforderungen), die je nach zu prüfender Stufe zur Bewertung verwendet werden.“ 

Gespräche und Beobachtungen
Bei einem SCL-Audit kommt Aarns nach eigener Aussage „mit Kunden ins Gespräch“. Aber nicht alleine, sondern immer mit einem zweiten Auditor. „Bei Systemnormen fordert man bestimmte Dokumente an, sieht sie sich an und geht im Gespräch weiter darauf ein. Bei einem SCL-Audit schauen wir uns oft gar keine Dokumente an. Wir sprechen darüber, was in den Dokumenten steht, wie die Ziele in der Organisation angestrebt werden und ob das in der Praxis auch funktioniert. Es ist eine völlig andere Art der Fragestellung.“ Zusätzlich zu den Gesprächen besucht Aarns mit seinem Kollegen den Arbeitsplatz, in seinem Fall oft eine Baustelle. „Wir beobachten den Arbeitsplatz mit seiner Dynamik und sprechen dann mit Arbeitnehmern über ihre Arbeit. Die Gespräche finden stichprobenartig statt, wenn unsere Beobachtungen am Arbeitsplatz Anlass dazu bieten oder wir vermuten, dass das aus früheren Gesprächen entstandene Bild nicht mit dem übereinstimmen, was wir am Arbeitsplatz beobachten. Dabei behalten wir im Hinterkopf, ob die Ergebnisse der SCL-Stufe, nach der die Organisation zertifiziert werden möchte, entsprechen. Auf den unteren Stufen ist Sicherheit oft noch top-down geregelt. Je höher die Stufe, desto mehr bottom-up geregelt ist, wobei die Mitarbeiter, aber auch die Auftragsnehmer ihre Verantwortung wahrnehmen. Wir versuchen bei einem Audit denn auch, uns auf das Niveau, das der Mitarbeiter, sein Vorgesetzter und die Geschäftsleitung an den Tag legen, einzustellen und das Gespräch auf diesem Niveau zu führen. Man muss sich also gut in die Organisation und ihre Position hineinversetzen können.“

Persönlicher Kontakt
Wenn Aarns und sein Kollege etwas sehen, das ihrer Ansicht nach nicht stimmt oder verbessert werden sollte, suchen sie das Gespräch. „Wie man dabei vorgeht, ist entscheidend. Man muss das Vertrauen des Mitarbeiters, mit dem man redet, und seines Vorgesetzten gewinnen. Nicht wie ein Elefant im Porzellanladen stur eine Punkteliste abhaken und Vorschriften machen. Man muss Ruhe bewahren, dem Gesprächspartner Zeit gönnen, seine Gedanken zu äußern, sich in ihn hineinversetzen und ihn spüren lassen, dass man sein Handeln versteht. Wenn man jemandem dieses Vertrauen schenkt, kann man ihn, indem man die richtigen Fragen stellt, in verbesserungsfähigen Situationen selbst einen Lösungsansatz finden lassen. Wichtig ist, die Leute selbst nachdenken zu lassen, dann bleibt eine Lösung auch viel besser hängen. Daneben stellen wir auch immer deutlich klar, dass wir nicht kommen, um individuelle Arbeitnehmer zu beurteilen, sondern die Organisation als Ganzes. Wir halten Ausschau nach Möglichkeiten, die Organisation die Stufen der SCL weiter hinaufsteigen zu lassen. Das ist ein völlig anderer Ansatz. Der persönliche Kontakt ist ein wesentlicher Aspekt davon. Die oben beschriebenen Softskills sind unerlässlich, um als Auditteam ein ordentliches SCL-Audit durchführen zu können.“ 

Eigenermessen
Gut findet Aarns an der SCL vor allem, dass sie eine Norm ist, die Unternehmen weitgehend nach eigenem Ermessen umsetzen können. „In diesem Sinne ist sie keine wirklich strenge Norm. Wir untersuchen, ob der gewählte Ansatz in der Praxis funktioniert und letztendlich den Normanforderungen entspricht. So sieht man so allerlei und das ist schön zu erleben. Ich finde es toll zu sehen, dass ehemals verbesserungsfähige Punkte ein Jahr später aufgegriffen wurden und das Sicherheitsbewusstsein, also die Kultur in der Organisation, sich verbessert hat. Es ist nämlich nicht so leicht, eine Kultur zu verändern. Das regelt man nicht mal schnell bei einem Bier.“

Breite Auslegung
Die SCL beschreibt Aspekte der Sicherheit und Gesundheit, die unter die Lupe genommen werden, aber in der Norm wird dies breit ausgelegt, meint Aarns. „Wir betrachten im weiten Sinne die Risiken, die in einer Organisation in Bezug auf Sicherheit und Gesundheit gelten können. Dann kann es passieren, dass Aspekte wie Arbeitsbelastung, soziale Sicherheit oder Umgebungssicherheit ins Spiel gebracht werden und man keine Beurteilung anhand von nur „harten“ Sicherheitsfaktoren erstellt. Wir untersuchen also mehr als nur Sicherheit und Gesundheit. Das zeigt sich oft auch in den Gesprächen, die wir führen. Wir nehmen eine offene, interessierte Haltung ein. Wenn man Gespräche in dieser Weise führt, schafft man Vertrauen und kommen in einem solchen Gespräch viel mehr Themen auf als mit einer anderen Gesprächstechnik der Fall wäre. Manchmal erfahren wir sogar etwas über die Familienumstände. Auch diese können sich auf die Organisation und ihre interne Dynamik auswirken. Um sich ein Bild von einer Organisation machen zu können, können diese Informationen also durchaus wertvoll sein.“

Vorbereitung
Unternehmen müssen sich auf ein Audit vorbereiten, aber auf ein Gespräch braucht man sich als Mitarbeiter nicht direkt vorzubereiten, so Aarns. „Bleiben Sie einfach Sie selbst und teilen Sie Ihre Sicht auf die Organisation mit uns! Das ist, was ich bei der Eröffnung eines Gesprächs immer sage.“ Aber natürlich möchten Unternehmen im Voraus wissen, wie sie dastehen. „Das ist mittels einer Selbstanalyse möglich. Dazu kann man das Webtool des NEN verwenden. Man hat dann eine erste Nullmessung und kann dann anhand dieser Informationen bestimmen, welche Maßnahmen man treffen möchte. Für eine Organisation ist es hilfreich, ihre Ambition für das Sicherheitsbewusstsein zu formulieren. Diese muss dann innerhalb der Organisation auch gezeigt werden. Man muss für klare Kommunikation sorgen und eine Basis schaffen. Dazu kann man zum Beispiel eine Arbeitsgruppe bilden, in der sich die Organisation widerspiegelt. Aber alles, was man tut, muss vor allem zur Identität der Organisation passen. Als Organisation verfügt man oft über mehr Fachkompetenz als man denkt, es gilt einfach nur, die richtigen Saiten anzuschlagen.“    

Vorbildfunktion
Schließlich weist Aarns darauf hin, dass Führungskräfte bei der Umsetzung einer ordentlichen Sicherheits- und Gesundheitsstrategie eine Vorbildfunktion haben. „Wenn ein Leiter oder Vorgesetzter nicht sichtbar genug ist oder meint, dass die Regeln für ihn nicht gelten, ändert sich an der Sicherheitskultur gar nichts. Die Mitarbeiter sehen und spüren das genau. Es beginnt also damit, dass man mit gutem Beispiel voran geht, so gewinnt man alle in der Organisation für die Sache. Jede Norm, also auch die SCL-Norm, ist ein Mittel zum Zweck. Wenn man die SCL umarmt und die eigene Ambition mit den zugehörigen Zielen und Maßnahmen in einen Plan umsetzt, den man dann ausführt und überwacht, hat diese Norm einen echten Mehrwert.“

KWA als Kenntnispartner des NEN, warum?

Für Produktionsbetriebe und Einrichtungen ist KWA Bedrijfsadviseurs der ideale Partner. Unsere engagierten und fachkundigen Berater bringen Klarheit in die zunehmend komplexen Vorschriften. Wir helfen Ihnen, Compliance zu erreichen und beizubehalten, (technische) Projekte zu realisieren, eine CO2-Reduktionsstrategie zu formulieren und umzusetzen sowie die Arbeitsumgebung durch Verbreitung der Prinzipien der SCL sicherer zu gestalten.

Das Teilen von Kenntnissen liegt uns allen im Blut, wobei es uns am wichtigsten ist, den Kunden zu helfen. Darum wollen wir auch Kenntnispartner des NEN sein. Neben dem Austausch von Kenntnissen sehen wir es vor allem als unsere Aufgabe, in Bezug auf die Entwicklung der SCL 2.0 als Resonanzboden und Ideenlieferant für die CvB (Stakeholder-Kommission) und den CvD (Sachverständigenausschuss) zu fungieren.

Wirkung auf unsere Kunden: Förderung von sicherem Verhalten

Die Beschreibung der derzeitigen SCL wirkt oft eher systembezogen, während es Einstellung, Verhalten und Kultur sind, mit denen man in einem Unternehmen die „Leiter“ hinaufsteigt. Das heißt also nicht Verpflichtungen anhand einer Liste abhaken, sondern die Beteiligten selbst zu der Erkenntnis kommen lassen, dass sie sicher arbeiten wollen, um sicheres Verhalten zu fördern. Dank unserer praktischen Kenntnisse verschiedener Branchen sind wir eher Partner als externe Berater. Gemeinsam stecken wir Ziele und ergreifen wir praktische Maßnahmen, um sicheres Verhalten bei Einzelpersonen, Teams und im ganzen Unternehmen zu fördern. Das hat seine Wirkung auf unsere Kunden. 

Rolle als Kenntnispartner

In unserer Rolle als Kenntnispartner leisten wir einen aktiven Beitrag zum Erreichen des Ziels, mittels der SCL eine Verbesserung und Optimierung der Sicherheitskultur (Sicherheitsbewusstsein und bewusst sicheres Handeln) zu bewirken. Die Methodik der Safety Culture Ladder wird von KWA als Instrument zur Schaffung einer Sicherheitskultur eingesetzt.

Eine Basis zur Anwendung der Methodik der SCL entsteht in einem Unternehmen nur dann, wenn das Instrument einen positiven Beitrag zur Entwicklung einer Sicherheitskultur darstellt. Wir teilen die Erfahrungen, die wir mit diesem Instrument gesammelt haben, mit dem NEN. So haben wir in den vergangenen Jahren zur Weiterentwicklung des Instruments beigetragen, sowohl in Bezug auf den Inhalt als auf die Anwendbarkeit.

Weitere Beteiligung als Kenntnispartner

Beim NEN wird stetig an der Version SCL 2.0 gearbeitet. Unsererseits verfolgen wir die Entwicklungen genau und liefern wir Denkanstöße, um letztendlich zu einem hochwertigen Instrument zu kommen, das in verschiedenen Branchen und Sektoren praktisch genutzt werden kann. Nur dann kann die SCL als Instrument für einen Kulturwandel angewendet werden. KWA ist auch weiterhin als Kenntnispartner und Resonanzboden für den NEN dabei.

Linda Gentner (KWA Bedrijfsadviseurs B.V.)
Erik Krops (KWA Bedrijfsadviseurs B.V.)

Aufruf zur Teilnahme an einer Umfrage für die Bewertung der SCL-Produkte

Für die kommende Zeit ist eine Bewertung der SCL-Produkte – SCL Original, SCL, SCL Light und Approved Self Assessment (SCL ASA) – geplant. Diese Bewertung wird vom NEN durchgeführt. Dazu wird eine Umfrage erhoben und werden Fragegespräche geführt.

Zweck der Bewertung ist zu ermitteln, ob alle Produkte tatsächlich zum Erreichen der Ziele der SCL beitragen und ob das Messen der Sicherheits- und Gesundheitskultur mittels der verschiedenen Produkte zu einer gesünderen und sichereren Arbeitsumgebung beiträgt. Darum ist es auch wichtig zu wissen, wo die Schwächen liegen und welche Auswirkungen sie haben, alles jeweils aus der Perspektive der verschiedenen Interessen.

Falls die Bewertungsergebnisse es erfordern, werden die verschiedenen SCL-Produkte angepasst oder neue Produkte entwickelt. Die Umfrage für die Bewertung der SCL ist noch in Vorbereitung. Sobald sie verfügbar ist, voraussichtlich innerhalb einiger Wochen, wird dies über verschiedene Kanäle bekanntgemacht.

Bewertung der ViA

Neben der Bewertung der SCL-Produkte findet im Auftrag der Initiative für Sicherheit im Baugewerbe (Governance Code Veiligheid in de Bouw, GCVB) auch eine Bewertung der Vereinbarung über Sicherheit bei Ausschreibungen (Veiligheid in Aanbesteding, ViA) statt.

Die Bewertung der ViA wird von der Easylog BV durchgeführt und auch dazu wird eine Umfrage erhoben und werden Fragegespräche geführt. Mit der Bewertung der ViA wird ein anderer Zweck verfolgt als mit der Bewertung der SCL. Die Fragen sind daher auch nicht dieselben. Zwar verwendet die ViA die SCL und lässt es sich darum nicht vermeiden, dass die beiden Bewertungen (und folglich auch die Umfragen) einander berühren, aber es wurde darauf geachtet, dass es kaum Überschneidungen gibt. Wir bitten denn auch alle, unbedingt beide Umfragen auszufüllen.

Überarbeitung der SCL – SCL 2.0

Ein Beitrag von Ron van der Aa und Kaat van der Haar

Einleitung

Seit 2012 kennt man in den Niederlanden die Safety Culture Ladder (SCL). Ursprünglich war sie ein Produkt von ProRail, wurde aber 2016 an das niederländische Normierungsinstitut (NEN) übertragen.

Seitdem hat die SCL sich zu einem Produkt entwickelt, das in immer mehr Bereichen eingesetzt wird und inzwischen auch international immer mehr Bekanntheit und Anwendung findet.

Aber wie bei jedem Produkt des NEN muss man an einem gewissen Punkt darüber nachdenken, ob eine Überarbeitung aufgrund bestimmter Entwicklungen auf dem Markt sinnvoll oder notwendig erscheint. Dieser Prozess hat in den vergangenen Jahren stattgefunden und zur Entwicklung der SCL 2.0 geführt.

Anlass

In den letzten Jahren wurde der Anwendungsbereich der SCL erheblich erweitert. Während sie in den ersten Jahren hauptsächlich in der Bahnbranche angewendet wurde, lässt sich 2016 eine Ausbreitung auf viele andere Bereiche beobachten. Einige Beispiele sind die Baubranche, Netzbetreiber und verschiedene Dienstleistungssektoren.

Mit dieser Erweiterung des Anwendungsbereichs der SCL kam es auch immer häufiger zu Anmerkungen zur SCL, sowohl in Bezug auf das Handbuch als auf das Zertifizierungsschema.

Einige Beispiele dafür:

  • Die SCL enthält zu viele „bahnbezogene Begriffe“, was die Anwendung in anderen Bereichen behindert
  • Die SCL enthält zu viele systembezogene Beschreibungen, die an sich nicht zum Messen der Sicherheitskultur passen
  • In der SCL werden die Mitarbeiter:innen und ihre Rolle nicht genügend berücksichtigt, obwohl sie beim Sicherheitsbewusstsein eines Unternehmens eine große Rolle spielen
  • In der SCL liegt der Fokus zu stark auf dem Arbeitsschutz, während die Sicherheitskultur viel mehr umfasst
  • Das heutige System aus Bewertungen einzelner Unternehmensaspekte/-charakteristika hat unerwünschte Effekte (auch als Kalkül beschrieben)

Diese Anmerkungen bildeten den Anlass zu einer kompletten Überarbeitung der SCL, die in einer neuen Version der SCL mit dem Namen SCL 2.0 resultierte.

SCL 2.0

Neben den oben beschriebenen Anstößen zur Überarbeitung der SCL gibt es auch Punkte, die klar gehandhabt werden sollten, zum Beispiel die Erkennbarkeit der SCL und die Möglichkeit zur Anwendung in allen Bereichen.

In den vergangenen Jahren wurde die SCL 2.0 entwickelt. Sie kennzeichnet sich durch die folgenden Unterschiede zur jetzigen SCL:

  1. Die sechs Unternehmensaspekte wurden durch fünf Themen ersetzt
  2. Die Bewertung mit Punkten wurde durch eine Beurteilung ersetzt, die nicht mehr auf bloßen Zahlen basiert, sondern auf den Beobachtungen des Auditors in Bezug auf Einstellung, Verhalten und Kultur

Zu 1):

Bei der SCL 2.0 wurden die jetzigen sechs Unternehmensaspekte durch die folgenden fünf Themen ersetzt:

Thema 1              Strategie und Führung

Thema 2              Kenntnisse und Fertigkeiten

Thema 3              Primär- und Sekundärprozesse

Thema 4              Kooperation

Thema 5              Lernen und Verbesserung

Dabei ist jedes Thema in zwei Aspekte, „Organisation“ und „Verhalten“, unterteilt und gibt es jeweils einige zum Hauptthema passende Unternehmen.

Was deutlich anders ist, ist die Beschreibung der Themen. Bei der SCL 2.0 werden sie nach der sogenannten Storytelling-Methode erzählend beschrieben. Bei diesem Storytelling wird beschrieben, was in einem Unternehmen in Bezug auf das betreffende (Unter-)Thema und die betreffende Stufe erkennbar sein sollte bzw. sich feststellen lassen müsste.

Zu 2):

Bei der SCL 2.0 werden für die Beurteilung keine Punkte mehr vergeben.

Bei der Beurteilung wird mit drei Farben gearbeitet und kann ein Unternehmen als grün, rot oder orange bewertet werden. Zudem werden die Aspekte „Organisation“ (O) und „Verhalten“ (V) separat beurteilt. Weil es bei der Beurteilung der Kultur vor allem um die Wirksamkeit der Anstrengungen und der umgesetzten Instrumente geht, wiegt die Beurteilung von V am schwersten.

Eine grüne Bewertung zeigt visuell an, dass ein Thema als ausreichend beurteilt wurde. Ein Thema wird als ausreichend (grün) bewertet, wenn die Auditoren den Eindruck haben, dass die Merkmale des betreffenden Themas zum großen Teil erfüllt sind.

Eine rote Bewertung zeigt visuell an, dass ein Thema als unzureichend beurteilt wurde.

Schließlich zeigt eine orange Bewertung visuell an, dass das Unternehmen den zu einem Thema gehörigen Merkmalen teilweise entspricht undes Anstrengungen unternimmt, diese ganz zu erfüllen.

Anforderungen für die Beurteilung:

Bei der Beurteilung von O müssen mindestens vier der fünf Themen als ausreichend (grün) bewertet sein. Das Thema, das nicht als grün bewertet wurde, muss zum Erhalt einer positiven Beurteilung als orange bewertet sein. Eine rote Bewertung bedeutet, dass die Stufe nicht erreicht wurde.

Bei der Beurteilung von V müssen alle Themen als ausreichend (grün) bewertet sein.

Berichterstattung

Weil bei der neuen Beurteilungsweise keine Punkte mehr vergeben werden, kann es vorkommen, dass Unternehmen den Beurteilungsergebnissen nicht so leicht Angriffspunkte entnehmen können. Um diesen möglichen ungewollten Effekt zu eliminieren und weil auch schon länger Bedarf an Anforderungen an die Berichterstattung bestand, wurden neue Kriterien für die Berichterstattung festgelegt. Diese neuen Kriterien resultieren in einer angemessene Darlegung und Begründung der Befunde.

Bei einem Audit werden die fünf Themen und die zugehörigen Unterthemen beurteilt. Anhand dieser Beurteilung stellt das Auditteam Stärken und Schwachstellen fest.

In ihrem Bericht begründen die Auditoren je Thema für die einzelnen Unterthemen, welche Stärken und Schwachstellen sie bei ihrem Audit gefunden haben. Dadurch kann das Unternehmen sich ein Bild von seiner Position auf der Stufe und damit von seinem Wachstumspotential innerhalb jedes Themas machen.

Außerdem enthält der Auditbericht eine Begründung, aus der sich ableiten lassen muss, warum ein Thema eine bestimmte Beurteilung bekommen hat. So übernimmt das Auditteam die Verantwortung für eine ordentliche Durchführung des Audits, wobei die Befunde des Teams dem Unternehmen auch direkt bei der Weiterentwicklung zu einer höheren Stufe helfen können.

Für die Berichterstattung gelten die folgenden Kriterien:

  • Je Thema wird zu den einzelnen Unterthemen ein Bericht geschrieben, in dem aufgeführt wird, was gut ist und was besser sein könnte. Außerdem wird eine Beurteilung (für O und V) abgegeben: grün, orange, rot? Der Ausgangspunkt ist, dass die Auflistung je Thema kulturorientiert sein muss. O und V werden im Zusammenhang miteinander beurteilt. Bei der Beurteilung des Punktes „Organisation“ werden der Bezug zur Kultur und die Folgen für die Kultur betrachtet. Dabei ist das Gesamtbild in Bezug auf das Thema maßgebend. Hier wird auch eine Begründung für die Bewertung gegeben.
  • Wenn dem Auditor etwas Besonderes aufgefallen ist, muss er es nennen und dabei angeben, was es ihm zufolge für die Kultur bedeutet. Trifft er dabei auf Aspekte, die im direkten Zusammenhang mit einem der unter „Organisation“ beschriebenen Elemente stehen, müssen diese ebenfalls genannt werden.
  • Im Bericht müssen die Befunde beschrieben werden: Wie sieht das Bild aus? Es geht hier nicht um eine Empfehlung, sondern nur um eine Darstellung der Befunde.
  • Der Bericht darf nicht auf eine Person zurückgeführt werden können. Persönliches darf im Bericht nicht vorkommen.

Validierung

Im Moment testen wir sowohl in den Niederlanden als in Deutschland, ob die neue Version der SCL (SCL 2.0) deutlich ist und ob Unternehmen und Auditoren in der Praxis gut damit arbeiten können. Diesen Prozess nennen wir die Validierung der SCL 2.0.

An dieser Validierung sind alle Zertifizierungsstellen in Deutschland und den Niederlanden beteiligt. Jede davon verwendet dabei jeweils ein Audit für diesen Validierungsprozess. Aber auch die Meinung/Ansicht des restlichen Marktes ist wichtig. Darum wird zusätzlich zur Validierung in den Monaten September und Oktober 2022 auch eine öffentliche Kommentarrunde organisiert.

Aufgrund der Ergebnisse der Validierung und der Kommentare aus der öffentlichen Kommentarrunde wird die SCL 2.0 angepasst und letztendlich Mitte 2023 (Planung) veröffentlicht.

Das Expertenteam SCL 2.0

Die Überarbeitung der SCL, resultierend in der SCL 2.0, war ein Prozess, der Ausdauer erforderte. Die Beschreibung der SCL als auch die Beurteilungsmethode neu zu gestalten, ist schon ein ziemliches Unterfangen.

Ohne den Beitrag und Einsatz einer Reihe von Experten wäre es denn auch nicht gelungen. Darum verdienen sie es, an dieser Stelle ausdrücklich genannt zu werden.

Vielen Dank, Marina van Beekveld, Arno de Graaff, Frank Thoonen, Gerd-Jan Frijters, Hans Aarns, Robert Taen und Taco Buissant des Amorie!