Die Safety Culture Ladder hat Eneco sicherer gemacht

Viele Unternehmen haben das Thema Sicherheit durch allerlei Absprachen und Vorschriften gut abgedeckt. Ein wichtiger Aspekt wird jedoch häufig vergessen. Wenn man Einstellung und Verhalten der Mitarbeiter:innen beobachtet und gegebenenfalls eine Verhaltensänderung bewirkt, lassen sich viele Gefahrensituationen verhindern. Die Safety Culture Ladder hat auch dem Energiekonzern Eneco dabei geholfen, berichtet HSSEQ-Leiter Ron van Vuuren im Gespräch mit NEN.

Die Safety Culture Ladder (SCL) ist ein Zertifizierungsschema für integrale Sicherheit und Arbeitsschutz, das hauptsächlich auf Einstellung und Verhalten ausgerichtet ist. Indem vor allem Einfluss auf diese Aspekte ausgeübt wird, soll das Schema die Sicherheit in Unternehmen fördern. Man kann nämlich zwar allerlei Regeln miteinander vereinbaren, aber letztendlich geben doch die Einstellung und das Verhalten derjenigen, die damit arbeiten müssen, den Ausschlag. Das System basiert auf verschiedenen Stufen, die jeweils ein Sicherheitsniveau repräsentieren, auf dem ein Unternehmen sich befinden kann. Die SCL betrifft nicht nur die physische Sicherheit, sondern Sicherheit in allen Bereichen, also auch die psychosoziale Sicherheit und Gesundheit.

Idee

Ron van Vuuren von Eneco arbeitet schon seit vier Jahren mit der SCL. Er blickt kurz auf die Anfangsphase zurück und erklärt, warum man sich damals gerade für dieses System entschieden hat. „Eneco beschäftigt sich mit Energie in unterschiedlichen Bereichen. Wir erzeugen Energie, vermarkten und verkaufen aber auch Energie sowie Energiedienstleistungen. Das bedeutet, dass unser Unternehmen auch verschiedene Seiten hat, einen eher büroartigen Zweig und die technischeren Abteilungen. Wir waren schon länger ernsthaft dabei, die Arbeit in diesen unterschiedlichen Umfeldern so sicher wie möglich zu gestalten, aber eigentlich war die SCL das noch fehlende Teil, mit dem wir die Sicherheit außer durch feste Absprachen und Vorschriften auch durch Beeinflussung von Einstellung und Verhalten der Menschen erhöhen konnten. Das war auch notwendig, denn die Leute bringen sich selbst nie bewusst in Gefahr, werden aber in der Praxis mit allerlei Dilemmas und unerwarteten Situationen konfrontiert, wobei das Verhalten weitgehend durch „ungeschriebene Regeln“ bestimmt wird, zum Beispiel durch den Gedanken, dass die Bedürfnisse des Kunden immer Vorrang haben. Außerdem decken Regeln die Realität nie zu hundert Prozent ab. Wer dem einmal auf die Spur kommt, ist auf dem richtigen Wege.“

Mitverantwortung

Eneco befindet sich inzwischen auf Stufe vier der SCL, auf der man sich proaktiv auf mögliche Sicherheits- und Gesundheitsrisiken innerhalb des eigenen Unternehmens einstellt. Zuerst versuchte van Vuuren, die Ideen der SCL nicht unternehmensweit, sondern mittels eines großen zentral geführten Programms einzuführen, aber so schienen sie beim Personal keinen Fuß zu fassen. „Es fehlte irgendwie ein Gefühl der Mitverantwortung, nicht alle hatten die Ideen verinnerlicht. Der Trick war schließlich, die Sache dezentral anzugehen, jeweils auf die Art der Abteilung abgestimmt, nahe an den Mitarbeiter:innen und ihrer Arbeit. Wir mussten dann auch eingängig erklären, was unser Ziel war und was genau „proaktives Verhalten“ eigentlich ist. Indem man die Sache konkretisiert, für die individuelle praktische Situation nachvollziehbar macht, schlägt die Idee leichter Wurzeln.“

Perspektive

Was hat Eneco die SCL gebracht? „Das Mitverantwortungsgefühl in den Abteilungen ist stark gewachsen und die Diskussion um Sicherheit wird überall im Unternehmen geführt. Ein Beispiel für die proaktive Kultur ist auch, wie Eneco aus Zwischenfällen lernt. Dabei steht nicht die Frage nach der Ursache des Zwischenfalls im Mittelpunkt, sondern, warum die Handlungsweise logisch war. So versetzt man sich in die Lage der Mitarbeiter und liegt der Schwerpunkt viel mehr auf den Lernmomenten im Unternehmen und im System. Untersuchungen haben außerdem ergeben, dass ein Unternehmen, in dem die Sicherheit in all ihren Facetten, also auch in psychosozialer Hinsicht, gewährleistet ist, einfach bessere Leistungen erbringt und von den Kunden besser bewertet wird.“ Jetzt ist es nur noch eine Frage der Ausdauer, meint van Vuuren. „Dieses Niveau zu erreichen, war eine Sache, aber es zu halten, ist mindestens genauso schwierig. Schön ist, dass wir für unsere HSSEQ-Jahrespläne statt unserer eigenen Planeinteilung die Einteilung der SCL verwenden. Ein Riesenkompliment kann man nur sagen.“