Fast vierzig Jahre Erfahrung in der Welt der Systemzertifizierung: Ben Hoeboer hat schon alles gesehen. Vom Auditor und auditierten Unternehmen bis hin zur Akkreditierung und benannten Stelle. Doch für ihn geht es nicht um den Papierkram. "Bei der Systemzertifizierung ging es oft nur um Nachweise und Dokumente. Aber ich habe immer den menschlichen Faktor vermisst. Beim SCL steht dieser Faktor im Vordergrund. Es geht um Verhalten und Kultur - und das motiviert mich auch mit 74 Jahren noch, mich als Assistenzarzt zu engagieren."
Was ihn antreibt
Ben möchte sein Wissen nutzen, um die Professionalisierung der Prüfer voranzutreiben. Dies führt manchmal zu sofort sichtbaren Ergebnissen. "Der schönste Moment ist, wenn man ein Feedback gibt und das Prüfungsteam noch am selben Tag mit der Arbeit daran beginnt. Dann sieht man, dass die eigene Arbeit wirklich etwas bewirkt. Das spornt an."
Laut Ben erfordert der Beruf besondere Qualitäten: gutes Zuhören, scharfes Beobachten, Einblick in menschliches Verhalten und die Dynamik in Unternehmen. Und vor allem: konkretes Feedback geben.
"Ich mache mir viele Notizen. Damit kann ich sowohl Verbesserungsmöglichkeiten als auch Stärken immer mit Beispielen untermauern. Die Audit-Teams erkennen sich darin wieder - und das macht das Feedback viel aussagekräftiger."
Wie kann ein Nebengebäude aus?
Im Idealfall beginnt eine Anwesenheit mit einer kurzen Erklärung für das Prüfungsteam, aber das klappt nicht immer. "Manchmal wird man direkt von der Geschäftsleitung empfangen und es gibt keine Gelegenheit. Dann finde ich einen Moment später. Ich betone immer meine Verschwiegenheitspflicht und erkläre, dass ich nicht zum Prüfungsteam gehöre. Ich bin als Gast da." Im Laufe des Tages konzentriert sich Ben auf die Kultur und das Verhalten. Er achtet darauf, dass alle Prüfer ausgewogen zu Wort kommen, und sorgt dafür, dass bei Gruppengesprächen jeder zu Wort kommt. Beobachtungen - sowohl vor Ort als auch in Gesprächen - sind für ihn ebenso wichtig.
Wenn die Dinge nicht gut laufen
Es kann vorkommen, dass eine Anwesenheit nicht wie geplant verläuft. Wenn dies der Fall ist, erwähnt er dies sofort im abschließenden Gespräch und hält es in seinem Bericht fest. "Manchmal ist ein zweiter Besuch notwendig. Das klingt streng, gibt den Prüfern aber die Chance, sich weiterzuentwickeln. Letztlich kommt es darauf an, dass die Prüfungen zuverlässig sind."
Die Auswirkungen seiner Rolle
Seiner Meinung nach ist der Einfluss eines Unbeteiligten auf die Sicherheit in Unternehmen schwer zu messen. Dennoch sieht er einen Unterschied. "Je professioneller der Prüfer ist, desto besser kann er Unternehmen herausfordern und zum Nachdenken anregen. Vor allem Auditoren, die ein Auge für Menschen und Kultur haben, machen einen Unterschied". Mit einem Lächeln sagt Ben: "Aufgrund meiner Erfahrung mache ich vieles automatisch, vielleicht 'unbewusst kompetent'. Dennoch frage ich am Ende immer, wie das Prüfungsteam die Anwesenheit erlebt hat. Das hält mich auf Trab und gibt mir auch Lernpunkte."
Zusammenarbeitng und Professionalisierung
Ben empfindet die Zusammenarbeit mit dem NEN und seinen Mitbürgern als konstruktiv und anregend. Er bezeichnet die neue, harmonisierte Berichtsvorlage als einen großen Schritt nach vorn. Dennoch sieht er noch eine Herausforderung: "Die Berichterstattung ist jetzt harmonisiert, aber die Art und Weise, wie wir die Beobachtungen bewerten, ist manchmal noch unterschiedlich. Wie kalibrieren wir die Bewohner selbst? Darin liegt der nächste Schritt".