Hinter den Kulissen der SCL-Prüfung

"Ich kann den ganzen Tag plaudern, aber du musst deine Punkte nehmen" 

Sascha Muus (43) ist leitender Auditor Safety Culture Ladder bei EBN Certification. Als Gebäudereiniger und Systembetreuer kennt er das Baugewerbe von innen. "Ich habe gesehen, wie unsicher es sein kann: mach dies, mach das - du hast das gerade gemacht", sagt er. Heutzutage hält er Vorträge über Sicherheitsbewusstsein.

Von der Baustelle zum Rechnungsprüfungsamt
Der Ursprung von Saschas Motivation, Auditor zu werden, liegt in seinen eigenen Erfahrungen. "Ich habe Momente erlebt, in denen ich dachte: Wie soll ich das machen? Unter Druck hat man es einfach gemacht. Das war damals ganz normal." Diese Erfahrungen brachten ihn auf die menschliche Seite der Sicherheit. "Ich bin nicht spießig oder langweilig. Bei EBN Certification, wo ich seit April arbeite, treffe ich viele junge Leute. Ein Kollege, der zur gleichen Zeit wie ich angefangen hat, ist 24 Jahre alt und hatte keine Prüfungserfahrung." 

Ein gutes Gespräch beginnt mit dem Management
Sascha beginnt seine Audits in der Regel mit dem Management. "Wie ist die Sicherheit geregelt? Gibt es goldene Regeln? Wie kommunizieren Sie das im gesamten Unternehmen? Welche Verpflichtung haben Sie als Direktor?" Diese Regeln, sagt er, sind entscheidend. "Es muss sich nicht um eine Liste von 10 Regeln handeln, solange die Mitarbeiter sie kennen. 

Was macht einen guten SCL-Prüfer aus?
"Man muss kontaktfreudig sein, zuhören können und Einfühlungsvermögen besitzen. Als SCL-Auditor zu arbeiten ist eine SCL 2.0-Schulung erforderlichund eine gute Motivation. Danach beobachtet ein unabhängiger Tutor, wie Sie es in der Praxis machen. Wenn dies nicht zufriedenstellend ist, erhalten Sie keine offizielle Erlaubnis, SCL-Prüfungen durchzuführen." 

Der Mehrwert für Unternehmen
Viele Organisationen beginnen mit SCL, weil ihr Kunde sie darum bittet. "Aber dann sehen sie den Nutzen selbst. Sie entdecken, dass man mit SCL wirklich messen kann, wie sehr sich die Mitarbeiter der Sicherheit bewusst sind. Das macht es wertvoll."
Unternehmen auf den höheren Stufen (4 und 5) sind für jüngere Generationen attraktiv, so Sascha. "Leute, die seit 30 Jahren dasselbe tun, sagen: Das machen wir schon seit Jahren so. Die neue Generation ist mit SCL aufgewachsen. Die denken: Da will ich auch arbeiten." 

SCL Light: Risiko oder Chance?
Unter SCL Light der Prüfer hat weniger Zeit und spricht mit weniger Personen. "Die Gefahr ist, dass es dann zu einer weiteren Checkliste wird. Ich ziehe es vor, mich während des Audits wirklich zu engagieren." Bei der Rezertifizierung prüft Sascha die verbesserungswürdigen Bereiche aus früheren Berichten. "Wurde das angesprochen? Bei neuen Audits konzentriert man sich auf Themen wie Kultur, Regeln und Engagement". 

Das Vier-Augen-Prinzip
Audits führt er in der Regel zu zweit durch. "Zwei Meinungen garantieren ein objektives Ergebnis. Man sieht, was der andere nicht sieht." Beide Prüfer führen Interviews und schreiben Berichte. "Ich bin kein Assistent, wir machen das gemeinsam", sagt er. 

Zur psychologischen Sicherheit
Bei der psychologischen Sicherheit geht es auch um Themen wie sexuelle Belästigung. "Am Anfang fand ich das schwierig. Als Mann fragt man eine Frau, wie sie es in der Gesellschaft eines Mannes erlebt... Empfindlich! Oft sagt man dann etwas Unbeschwertes: Wie bist du denn hier gelandet? Dann merkt man schnell, wenn jemand über etwas nicht reden will." 

Ein Urteil mit Wirkung
Nach der Prüfung erhält der Kunde sofort das Urteil. "Wenn ein Unternehmen von Stufe 3 auf 2 zurückfällt, muss man das gut erklären. Normalerweise sehen sie das als einen Lernpunkt. Sie fragen oft sofort: Was ist für Stufe 4 erforderlich?"
Sascha darf noch keine Audits der Stufen 4 und 5 durchführen: "Diese Stufe geht tiefer in die Prozesse hinein. Da würde ich gerne hin."  

Sicherheit der Prüfer
Ein Thema, das nach Ansicht von Sascha mehr Aufmerksamkeit verdient, ist die Sicherheit der Prüfer selbst. "Manche kehren ihre Feststellungen um, um Ärger zu vermeiden. Das ist besorgniserregend." Auch er selbst hat etwas Unangenehmes erlebt. "Bei einem Abbruchunternehmen änderte sich plötzlich die Atmosphäre. Es ist zwar nichts passiert, aber mein Bauchgefühl sagte mir: Ich sollte nicht zu lange hier bleiben." Er hofft, dass dieses Thema bei der SCL-Veranstaltung am 20. November in Nieuwegein mehr Aufmerksamkeit erhält. 

Neue Themen auf dem Vormarsch
Die digitale Sicherheit ist bereits Teil der SCL. "Wie geht man mit Phishing oder Datenschutzverletzungen um? Große Unternehmen testen das, indem sie eine gefälschte E-Mail verschicken und sehen, wer darauf klickt." Auch die Ansprache von Dritten, etwa von Subunternehmern, wird immer wichtiger. "Das ist schwieriger als einen Kollegen anzusprechen. In puncto Sicherheit gibt es noch viel zu gewinnen." 

Gemeinsames Lernen auf der SCL-Veranstaltung
Der jährliche Auditorentag ist für Auditoren Pflicht, aber Sascha geht gerne hin. "Ich liebe es. Es gibt Workshops, Vorträge und Peer-Reviews. Man trifft Kollegen, tauscht Erfahrungen aus, und jeder ist aus Interesse dabei. Wenn man SCL mag, geht man einfach hin. Man geht nicht hin und stellt sich in eine Ecke." 

Mögen Sie Sascha, mögen Sie auch SCL? Komm zum SCL-Veranstaltung 2025.